Trendsport mit Plastikball ist schnell, einfach und kreativ

09.02.2005 / LOKALAUSGABE / HAGEN

Hagen. Alternativ aktiv – heute gehts zum „Unihockey“. Davon haben einige Kollegen noch nie etwas gehört. Prompt kommt die Vermutung: „Bestimmt eine Sportart nur für Akademiker!“
Falsch geraten. „Uni“ steht nicht für Universität, sondern für „Universelles“ Hockey. Erfunden vor 30 Jahren in Schweden, wird diese Mischung aus traditionellem Hockey und Eishockey inzwischen auf vier Kontinenten gespielt. Allein Afrika ist noch unihockey-freie Zone.

In Hagen wurde das ebenso einfache wie schnelle Spiel vor etwa zwei Jahrzehnten entdeckt. In einem „Trimmkreis“ der DJK Schwarz-Gelb, wo neben Zirkeltraining und traditionellen Turnübungen auch Ballspiele betrieben wurden, fand man Gefallen an dieser Spielart. Einige „Männer der ersten Stunde“ sind heute noch aktiv. Karl „Kalli“ Hülsenbeck zum Beispiel, mit inzwischen 73 Jahren Hagens Unihockey-Evergreen.

Dass Alter nicht vor Leistung schützt, beweist der fitte Senior an diesem Mittwoch-Abend. „Kalli“ macht das erste Tor. Was gar nicht einfach ist, denn heute wird nicht – wie zumeist früher – auf Handballtore, sondern auf „kleine Tore“ gespielt. Diese sind ganze 90 x 60 Zentimeter groß. Und sie werden auch noch von einem Hüter bewacht, der sich als „fliegender Torwart“ auch ins Angriffsspiel einschaltet.

Jede Mannschaft besteht aus fünf Mann. Das Spielfeld misst etwa 40 x 20 Meter (Handballfeld-Größe) und wird von kleinen Banden begrenzt. Hinter den Toren tun es auch umgekippte Turnbänke. Wie beim Eishockey kann das Tor rückwärtig umkurvt werden. Dann warnt der Keeper: „Aufpassen, Mitte! Aber versperrt mir nicht die Sicht!“

Im Gegensatz zum Spiel mit dem Puck auf Eis tragen die Akteure beim Unihockey keinen Körper- oder Zahnschutz. Der hockeykugelgroße Plastikball mit Löchern – „wegen der besseren Flug-Eigenschaft“, wie ein Insider erläutert – wiegt nur 23 Gramm. Auch die Kunststoffschläger, die es ab etwa 30 Euro zu erwerben gibt, sind im Vergleich zu „echten“ Hockeyschlägern federleicht. Verletzungsgefahr besteht somit kaum.

Allenfalls der Torwart ist, beispielsweise bei Turnieren, extra geschützt. „Wir passen schon auf, dass die Gesundheit nicht gefährdet wird“, bedarf es laut DJK-Akteur Andre Rohe bei der wöchentlichen Unihockey-Einheit von Schwarz-Gelb solcher Schutzvorkehrungen nicht.

60 Minuten lang geht es auf und ab auf dem Feld. Pause wird heute nur ausnahmsweise gemacht – für das Mannschaftsfoto. Auf höherer Ebene, bespielsweise in den inzwischen installierten Bundesligen, steht nach jeweils 20 Minuten eine Drittelpause an.

In Altenhagen gibt es keine Unterbrechung. Und da heute nur zehn Mann erschienen sind, kann auch nicht gewechselt werden. So brauchen „Kalli“ Hülsenbeck oder der nur zwei Jahre jüngere Günther Rohe einen genauso langen Atem wie der 18-jährige Dennis Brinkmann. „Es ist ein Sport für Jung und Alt, auch das macht ihn so attraktiv“, sagt Rohe.

Nimmt man die Homepage des IFF-Weltverbandes (International Floorball Federation) für bare Münze, dann ist Unihockey ein Trendsport mit „explosiver Entwicklung.“ Aktuell seien innerhalb der IFF 200 000 lizensierte Spieler aktiv, darunter 45 000 Frauen. Insgesamt, heißt es, spielen bereits 1,5 Millionen Menschen Unihockey.

Die Hagener Sektion hat von diesem Boom noch nichts gespürt. Aktuell aus 15 aktiven und 14 passiven Mitglieder bestehend, hätte sie gegen Verstärkung nichts einzuwenden. Was Neueinsteiger erwartet? „Ein schneller, einfacher, spannender und kreativer Sport mit ausgeprägter geselliger Komponente“, so werben die Schwarz-Gelben. „Spießbraten, Fisch essen, Saisonabschlussturnier“, nennt Jürgen Mohr, nach interner Wertung erfolgreichster Spieler des Vorjahres, einige Saisonhöhepunkte neben den sportlich bedeutenden NRW-Cup-Turnieren.

Man kann es aber auch formulieren wie „Kalli“ Hülsenbeck: „Unihockey macht einfach Spaß“, sagt der 73-Jährige und fügt schmunzelnd hinzu: „Doch das Schönste daran ist das Pülleken Bier danach in der Kabine.“

Unihockey wird bei DJK Schwarz-Gelb Hagen mittwochs von 18 bis 19 Uhr in der Halle Altenhagen gespielt. Interessenten sind willkommen (17.45 Uhr), Schläger können gestellt werden.

(Quelle: Westfalenpost, Heimatsport, vom 10.02.2005, von Rainer Hofeditz)